Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Das ehemalige Kloster Bernstein versteckt sich in einem einsamen Seitental der Stunzach, zwischen Heiligenzimmern und Gruol. Bewaldete Hänge umgeben den Einschnitt beim Gossenbach. Fürwahr ein heimeliges Plätzchen, dass sich die Waldbrüder um 1237 ausgesucht hatten. Gut ein Jahrhundert später erwarb Baron Hermann von Ow zu Hirrlingen das Haus, die Kapelle und Wald und überließ den Besitz den Eremiten. Zu den Herrschaften Bernsteins zählten das Kloster Reichenau, die Grafen von Hohenberg und das Haus Österreich.

1370 wurde die erste Kirche von Bischof Heinrich von Konstanz eingeweiht.

Um 1442 wurde der Tropfbrunnen errichtet, der bis 1893 das Wasser für die Menschen im Kloster und für das Vieh der Mönche lieferte.

Die Franziskanermönche bewirtschafteten die Felder beispielhaft. Sie verstanden es, Vieh zu nutzen und zu züchten. Mehrere tausend Obstbäume umgaben das Kloster sowie Hopfengärten für die eigene Brauerei und Brennerei. Am Weinberg oberhalb der Kirche sind noch heute die Terrassen sichtbar, auf denen Weinreben kultiviert wurden. Die Mönche und etliche Tagelöhner schufteten auch im Steinbruch und der Lehmgrube, brannten Kalk und Ziegel, von denen einzelne Feierabendziegel noch heute von der damaligen Kunstfertigkeit zeugen.

Die Klosterzellen der Mönche lagen im oberen Stockwerk. Im Erdgeschoss waren die Werkstätten untergebracht, in denen Schreiner hobelten, Zimmerleute sägten, Schuhmacher sohlten, Schneider nähten, Schmiede, Wagner und Maurer werkten. Hier entstand auch das Kirchengestühl des benachbarten Dominikanerinnen Klosters Kirchberg.

Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Gemeinschaft der Waldbrüder in den regulierten Dritten Orden des heiligen Franziskus eingebunden. Diese Zugehörigkeit sicherte der Terziaren-Klause bis zum frühen 19. Jahrhundert das Überleben.

Um 1730 wurden Kirche und Kloster vom Steinmetzmeister Joseph Feuerstein aus Rottweil neu errichtet. In ihrem Stil ist die Kirche der schlichten vorarlberger Bauschule angelehnt.

Durch Napoleons Machenschaften kam das Kloster zu Württemberg, wo es König Friedrich 1805 säkularisieren ließ. Der Landeskommissar setzte sich ohne Erfolg für den Fortbestand des florierenden Wirtschaftsbetriebes in Form einer „Musterschule“ ein.

Hierbei wurde das bewegliche Inventar der Kirche an die Pfarrei Bochingen verkauft, wo es im Laufe der Zeit dem sich wandelnden Zeitgeschmack weichen musste. So dass jetzt nur noch die Seitenaltäre mit kunstvoller Intarsienarbeit bestehen.

Infolge der Säkularsation verwahrloste die Klosteranlage zusehends. Das in Staatsbesitz übergegangene Anwesen wurde als Meierei verpachtet und mehr oder weniger erfolgreich bewirtschaftet. Aus diesem Grund kam es 1891 als Vorwerk zu Kirchberg, wo es von den dortigen Pächtern als Schafweide mit bewirtschaftet wurde.

Im 3. Reich (1935 – 1944) zog ein sogenanntes Landjahrlager in Haus und Kirche ein. Dies war eine vormilitärische Ausbildung für 14 – 16 jährige Jungen aus Stuttgart, Heidenheim, Böblingen und anderen Städten. Von diesen bis zu 80 Jungen wurde die Kirche als Fest- und Turnhalle genutzt. Sie arbeiteten zeitweise in den Nachbardörfern in Landwirtschaft und Handwerk.

Im Sommer 1945 war Bernstein ein französisches Kinderheim.

1946 gründete der Glatter Kunstmaler und Graphiker Paul Kälberer unter der Schirmherschaft des französischen Kulturoffiziers eine Schule zur Ausbildung von Künstlern und Kunsterziehern. Hans Ludwig Pfeiffer und Maria Hauser kamen als Lehrer und Heimleiter zur Bernsteinschule. Unter anderem wird die Stadtkirche Freudenstadt von der Bernsteinschule ausgestattet. Letzter Schulleiter bis 1955 ist HAP-Grieshaber gewesen, von dem der bekannte Ascheengel in der Gruft der Kirche stammt.

Am 1. Februar 1955 pachtete Emil Kewitz mit seiner Familie den Hof. Nach dem Auszug der Kunstschule werden die ersten Feriengäste beherbergt. Im November 1969 brennt der Dachstuhl des Klostergebäudes und im August 1970 das Stallgebäude ab. Das Klostergebäude wird wieder aufgebaut. Es entstehen neue Wirtschaftsgebäude.

1976 erwirbt Familie Kewitz das Anwesen von der württembergischen Landsiedlung.

1986 wird die Klosterkirche von außen renoviert und das Dach erneuert. Sechs Jahre später kann die Restaurierung des Kircheninnenraumes abgeschlossen werden und mit einer Ausstellung mit Werken Paul Kälberers eingeweiht werden. Seitdem finden in den Sommermonaten Ausstellungen und Konzerte in dem ehemaligen Kirchenraum statt.

Quellen: Sulzer Bilderbogen, Festschrift zur Wiedereinweihung der ehemaligen Klosterkirche

Cookie-Regelung

Diese Website verwendet Cookies, zum Speichern von Informationen auf Ihrem Computer.

Stimmen Sie dem zu?